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Fälschungen rund um Cannabis

Bei einem so leidenschaftlich diskutiertem Thema wie Cannabis ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Wahrheit unter die Räder gerät; zu gross ist oft die Versuchung, sich einer Quelle zu bedienen, die die eigene Position zu untermauern scheint, auch wenn der Wahrheitsgehalt nicht verifizierbar ist oder sogar sehr fraglich ist. Hier sind einige Beispiele dafür:


War Goethe ein Kiffer?

"Beim Mittagsmahle erörterte ich mit Schillern die wunderliche Sitte, welche unter so seinen Studiosi Einzug erhalten, nämlich mittels einer Pfeife ein süssliches orientalisches Harz abzubrennen, über dessen erheiternde Kraft viel Lob zu hören sei."
So beginn ein oft zitierter Text, der dem deutschen Dichterfürsten zugeschrieben wird. Die Wahrheit ist prosaischer: Es handelt sich um eine Zeitungsente, verfasst vom Schweizer Constantin Seibt im Jahre 1993, auf die sogar der Spiegel hereinfiel.

Goethe kiffte! Die unglaubliche Erfolgsgeschichte einer Fälschung [Berner Zeitung, 25.11.2000]


Das angebliche Lincoln-Zitat

"Die Prohibition ... überschreitet die Grenze jeder Vernunft, indem sie die Bedürfnisse des Menschen durch Gesetze zu kontrollieren versucht und Verbrechen aus Dingen macht, die keine Verbrechen sind. [...] Ein Prohi- bitionsgesetz ist ein Schlag gegen die Prinzipien, die die Grundlage unseres Staates sind." (Abraham Lincoln vor dem Abgeordnetenhaus von Illinois, 18.12.1840)
Auch wenn nicht mit absoluter Sicherheit feststeht, dass es sich bei dem angeblichen Zitat um eine Fäschung handelt, ist aufgrund verschiedener Indizen doch davon auszugehen:
  • In den Archiven des Abgeordnetenhauses des Bundesstaats Illinois, wo Lincoln angeblich diese Rede gehalten hat, existiert kein schriftliches Protokoll davon. Seite 136 des in der Aussage von 1926 angeführten Bandes behandelt den 19.12.1840. Das Lincoln-Zitat ist jedoch weder auf der Seite zum 18. noch zum 19.12.1840 zu finden. Die meisten Reden aus jener Zeit wurde nicht wörtlich protokolliert, ein echtes Zitat aus einer Rede würde also kaum überliefert worden sein.
  • Das erste dokumentierte Zitat dieser angeblichen "Rede" tauchte erst Jahrzehnte später auf: Am 22.12.1914 verwendete der Abgeordnete Robert L. Henry (Texas) das Lincoln-Zitat. Laut "The Home Book of Quotations" ist das Zitat fragwürdig. Im Jahre 1927 soll jemand zugegeben haben, es um 1887 erfunden zu haben. Damals wurde in der Stadt Atlanta ein Alkoholverbot erlassen (was übrigens den Anstoss zur Erfindung von Coca Cola gab). Wahrscheinlich erfand damals ein Gegner des Alkoholverbotes das angebliche Zitat, um schwarze Wähler, bei denen Lincoln wegen der Sklavenemanzipation einen hohen Status genoss, gegen das Alkoholverbot zu mobilisieren.
  • Lincoln selbst lehnte Alkohol ab und war Mitglied in einem Abstinenzverein.
    "Whether or not the world would be vastly benefitted by a total and final banishment from it of all intoxicating drinks, seems to me not now to be an open question. Three-fourths of mankind confess the affirmative with their tongues, and, I believe, all the rest acknowledge it in their hearts." (A. Lincoln, 22.02.1842)
Eine umfassende Zusammenstellung von Argumenten gegen die Authentizität des "Zitats" ist auf Clifford Schaffers Druglibrary zu finden:

http://www.druglibrary.org/schaffer/lincoln.htm


Ein weiteres "Lincoln-Zitat" scheint eine noch gröbere Fälschung zu sein:

"Two of my favorite things are sitting on my front porch smoking a pipe of sweet hemp, and playing my Hohner harmonica." (Abraham Lincoln, 1855)
Der Hanfexperte Don Wirtshafter schrieb dazu:
"Concerning the Lincoln rumor, the source of this one was supposed to be a letter from Abe to the Honner Harmonica Company that was posted on the wall of their museum in Germany. I later saw a letter from the curator of the museum denying that the letter existed."

Laut der Website der Firma Hohner stellte ihr Gründer Harmonikas erst ab dem Jahre 1857 her.

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