Autor: Joe Wein (---.tokyu-net.catv.ne.jp)
Datum: 05.04.01 00:06
obo schrieb:
>
> "...Darüber geht jetzt die Schweiz hinaus. Diesem Weg werden
> wir mit Sicherheit nicht folgen. Ich halte das eidgenössische
> Modell auch deshalb für fatal, weil es an einer
> Aufklärungskampagne über die Gefahren von Haschisch ebenso
> fehlt wie an Therapieeinrichtungen...."
>
> Aufrklärung kann doch betrieben werden, wo liegt das Problem.
> Man muß das eidgenössische Modell ja nicht 1 zu 1 kopieren,
> man kann es ja noch besser machen! Nur wegen der angeblich
> fehlenden Aufklärung am Cannabisverbot festhalten zu wollen
> ist ein höchst zweifelhaftes Argument.
Vor allem, weil es gar nicht stimmt! Die Schweizer Regierung hat ausdruecklich bei der Vorstellung ihres Entkriminalisierungsvorschlags angekuendigt, die Mittel fuer Praevention aufzustocken!
Frau Caspers-Merk ist hier entweder schlecht informiert oder sie betreibt einfach nur politische Polemik. Allein die Mehrwertsteuereinnahmen aus einem besteuerten Cannabisverkauf wuerden ausreichen um die bundesweiten Mittel fuer Drogenpraevention zu vervielfaches, ohne jegliche finanzielle Mehrbelastung fuer Nichtkonsumenten!
Im uebrigen unterstuetzt auch die Schweizer Fachstelle fuer Alkohol- und andere Drogenprobleme die Cannabisentkriminalisierung.
> Zitat weiter:
>
> "...Für uns stellt sich aber unabhängig davon das Problem,
> dass wir in der Präventionsarbeit nur von den Jugendlichen
> akzeptiert werden, wenn wir eine gleich gerichtete Politik
> gegen Haschisch, Nikotin und Alkohol machen..."
Ich frage mich nur, wie sich Frau Caspers-Merk eine "gleichgerichtete Politik" zu diesen drei Drogen vorstellt wenn man wegen einer ins Gefaengnis wandern kann waehrend die zwei gefaehrlicheren von ihnen legal sind. Das ist absurd.
Strafandrohung verhindert ehrliche Gespraeche, zwischen Eltern und Kindern, Lehrern und Schuelern, Erfahrenen und unerfahrenen Konsumenten. Stattdessen wird geheuchelt.
> Zitat Frau Caspers-Merk:
>
> "...Nein, wir dürfen nicht die Risiken durch eine so genannte
> Liberalisierung nach Schweizer Modell verharmlosen..."
>
> Jetzt würde ich gerne einmal wissen, von welchen Risiken hier
> die Rede ist!
Im Jahre 1999 gabe es laut Sucht- und Drogenbericht der Bundesregierung 2623 Besuche bei Drogenberatungen bei denen Cannabis der hauptsaechliche Grund fuer den Besuch war. In vielen Faellen duerfte es sich dabei um Besuche besorgter Eltern gehandelt ahben, die wissen wollten, ob ihr Cannabis konsumierender Nachwuchs jetzt "rauschgiftsuechtig" ist, in anderen aber auch um wirkliche Probleme.
Andererseits zaehlte ebenfalls im Jahre 1999 das Bundeskriminalamt 85.668 Ermittlungsverfahren in denen es ausschliesslich um Besitz oder Anbau von Cannabis (ohne Schmuggel oder Handel) ging.
Mit anderen Worten, das Cannabisverbot brachte ungefaehr 30 mal soviel Menschen in Schwierigkeiten als der falsche Umgang mit Cannabis.
"Unser Urteil, dass auf einem Studium der Forschungsliteratur beruht, ist dass derzeit die hauptsächlichen Schäden von Marihuanagebrauch (einschliesslich derer, die von Nichtgebrauchern getragen werden) durch Kriminalisierung verursacht werden."
Das war das Fazit einer Studie die in der Februarausgabe des "British Journal of Psychiatry" veroeffentlicht wurde. Die Studie sprach sich fuer eine Entkriminalisierung aus.
> Frau Caspers-Merk, Ihre Haltung zu Cannabis kann ich nicht
> teilen, da nach heutigem Wissensstand das Cannabisverbot mehr
> Schaden anrichtet, als es Nutzen bringt.
Weshalb auch der Bericht der britischen "Police-Foundation", der Bericht der Eidgenoessischen Kommission fuer Drogenfragen, die Schafer-Kommission von Praesident Nixon und jede andere groessere Kommission die dieses Problem in den letzten 100 Jahren studiert hat, von einer Kriminalisierung der Konsumenten abgeraten hat.
> Gruß obo
Mit freundlichen Gruessen
Joe Wein
http://www.cannabislegal.de
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