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Cannabis in den USAMit einem Jahresverbrauch von etwa 1000 Tonnen Cannabis sind die USA heute weltweit führend. Etwa 80 Millionen Amerikaner, ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung, hat bereits Cannabis probiert, prozentual mehr als in jedem anderen Industrieland. Etwa 5 Prozent der Amerikaner konsumieren es regelmässig, meist indem sie Cannabiskraut (selten Cannabisharz) ohne Tabak in einer Pfeife oder als Joint rauchen. Einheimischer Anbau deckt etwa die Hälfte des Verbrauchs, der Rest wird vorwiegend aus Mexiko und Kanada eingeschmuggelt. Die Cannabisverbote in den einzelnen Bundesstaaten (ab 1915) wurden zum grössten Teil aus rassistischen Gründen zur Verfolgung von Spanischsprechern und Schwarzen erlassen. Der landesweite Marijuana Tax Act von 1937, der gegen den Widerstand des amerikanischen Ärzteverbands (AMA) erlassen wurde, wurde im Jahre 1969 vom Obersten Gerichtshof für verfassungswidrig erklärt. Sein 1970 erlassenes Nachfolgegesetz stufte Cannabis als Droge mit einem grossen Missbrauchspotenzial ohne medizinische Verwendbarkeit ein. Sogar Kokain ist weniger streng eingestuft. Cannabis war bis 1970 ärztlich verschreibbar und stand noch bis 1942 im US-Arzneimittelverzeichnis. Im Jahre 1972 empfahl ein von Präsident Nixon eingesetzer Untersuchungsausschuss die Entkriminalisierung von Cannabisbesitz. Die USA geben etwa 40 Milliarden Dollar pro Jahr an Steuergeldern für Drogenbekämpfung aus. Pro Jahr werden etwa 700 000 Menschen wegen Cannabis verhaftet (734.497 im Jahr 2000), davon 86 Prozent für einfachen Besitz. Im Bundesstaat Oklahoma ergingen Strafen von 93 oder 150 Jahren Haft für den Anbau von wenigen Cannabispflanzen zum eigenen Konsum. Bundesweit sitzen Tausende von Gefangenen Strafen von 10 Jahren bis lebenslänglich ab. Obwohl viele führende Politiker selbst Cannabis konsumiert haben, wagt kaum jemand von ihnen, die gescheiterte Verbotspolitik in Frage zu stellen und Alternativen vorzuschlagen.
Drug Reform Coalition
USA: Bush will Drogenkonsum reduzieren
[CLN#49, 15.02.2002] |