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Kuschen vor Schill? Deutsche AIDS-Hilfe e.V. protestiert gegen Abbau von Spritzenautomaten in Hamburger Gefängnissen

Berlin (ots) - Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) protestiert gegen den am gestrigen Montag erfolgten Abbau von Spritzenautomaten in der Hamburger Justizvollzugsanstalt Vierlande und die Einstellung des Spritzenumtauschs per Handvergabe in zwei weiteren Hamburger Haftanstalten. Damit ist die paradoxe Situation entstanden, dass international beachtete und als erfolgreich anerkannte Projekte abgeschafft wurden, die anderen Ländern als Vorbild dienen.

Das bringt große Gefahren für die Gesundheit der Gefangenen mit sich: Es ist davon auszugehen, dass bis zu einem Drittel der Gefangenen in deutschen Strafanstalten Drogen spritzen, aufgrund fehlender steriler Spritzen oftmals mit gebrauchten. Drogenkonsum mit benutzten Spritzen aber gehört zu den Hauptübertragungswegen von HIV und Hepatitis. Nur die Vergabe steriler Spritzen kann also - neben der Vermittlung bestimmter Konsumregeln ("Safer Use") - das HIV- und Hepatitis-Übertragungsrisiko entscheidend senken.

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. fordert daher den Hamburger Justizsenator auf: Herr Kusch, kuschen Sie nicht vor Herrn Schill! Spritzenvergabeprojekte in Hamburger Gefängnissen können Leben retten und müssen umgehend wieder eingeführt werden! Inhaftierte haben das gleiche Recht auf den Schutz ihrer Gesundheit wie die Menschen "draußen" auch - das muss auch und gerade für Drogen gebrauchende Gefangene gelten.

Hintergrundinformationen

  • Es ist davon auszugehen, dass bis zu einem Drittel aller Inhaftierten in Deutschland Drogen intravenös konsumieren.
  • Die Erfahrung zeigt, dass der Drogenkonsum in Haftanstalten auch bei scharfer Kontrolle nicht unterbunden werden kann.
  • Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Caspers-Merk, appellierte im November 2001 an die Justizminister der Länder, Maßnahmen zur Prävention von HIV- und Hepatitisinfektionen, die sich außerhalb des Strafvollzugs längst als effektiv erwiesen haben, auch endlich in Haftanstalten zu akzeptieren.
  • In Ländern, in denen Spritzenvergabeprojekte (außerhalb der Strafvollzugsanstalten) erst spät eingeführt wurden, sind viele Drogengebraucher/innen HIV- und/oder Hepatitis- infiziert: In Spanien z.B. sind 47 % von ihnen HIV-positiv, 71 % Hepatitis-B- und 89 % Hepatitis-C-infiziert. Bei den Gefangenen insgesamt liegen die Zahlen bei 20 % (HIV) und jeweils 46 % (Hepatitis B und C).
  • Geht man davon aus, dass in Deutschland etwa 1 % aller Gefangenen HIV-positiv sind (konservative Schätzung), wäre die HIV-Verbreitung in dieser Gruppe 25-mal höher, als sie für die übrige Bevölkerung angenommen wird. Zwischen 36 und 90 % aller Gefangenen sind Hepatitis-B- und/oder Hepatitis-C-infiziert, bei den Drogen gebrauchenden Gefangenen sind die Zahlen besonders hoch.

ots Originaltext: Deutsche AIDS-Hilfe