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CannabisLegalNews (Nummer 100, 07.03.2003)

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INHALT

1. VfD antwortet Kaupa (CSU)
2. Grüne veranstalten Fachgespräch zur UN-Drogenpolitik
3. EU-Veranstaltung zur UN-Drogenpolitik
4. INCB: Anbauländer verdienen 1 Milliarde Euro
5. Tabak-Abkommen mit Hindernissen
6. Legalisierungsdebatte in Schottland
7. Pressekonferenz in München zu Cannabismedizin
8. Thailand: 1.140 Tote, Regierung verhängt Maulkorb
9. Aktiv in Frankfurt und Braunschweig
10. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik


1. VfD antwortet Kaupa (CSU)

Vor ca. 2 Wochen gab die CSU-Politikerin Gerlinde Kaupa ihre erste drogenpolitische Stellungnahme ab. Mit einer Pressemitteilung hat der Verein für Drogenpolitik e.V. (VfD) nun darauf geantwortet. Frau Kaupa ist seit Herbst erstmals im Bundestag und war bis zur Ernennung zur drogenpolitischen Sprecherin ihrer Fraktion Ende vorigen Jahres noch nie im Zusammenhang mit dem Thema Drogenpolitik öffentlich in Erscheinung getreten.

Der VfD ist ein überparteilicher, gemeinnütziger Verein, der sich für eine schadensminimierende Drogenpolitik einsetzt. Mit Informationsmaterial, Infoständen und Vortragenden auf öffentlichen Veranstaltungen informiert er über Alternativen zur derzeitigen Drogenpolitik. Er finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen (30 EUR / Jahr = 2,50 EUR pro Monat bzw. 20 EUR / Jahr = 1,67 EUR pro Monat für Schüler, Studenten, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose).

PM 17: CDU-Fraktion: Fehlstart in der Drogenpolitik [VfD, 03.03.2003]
http://www.drogenpolitik.org/politik/pm/pm17.html

Verein für Drogenpolitik e.V. - Homepage
http://www.drogenpolitik.org/


2. Grüne veranstalten Fachgespräch zur UN-Drogenpolitik

Am 19. März 2003 von 14:00 bis 17:00 Uhr veranstaltet die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ein öffentliches Fachgespräch zum Thema "UN-Drogenpolitik - Handlungsspielräume und Reformbedarf". Anlass dafür ist die UN-Drogenkonferenz in Wien im April. Organisiert wird das Treffen von Biggi Bender, der drogenpolitischen Sprecherin der Fraktion.

UN-Drogenpolitik – Handlungsspielräume und Reformbedarf
eine Veranstaltung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

19. März 2003 von 14:00 – 17:00 Uhr
Berlin, Jakob-Kaiser-Haus, Eingang Dorotheenstr. 101, Raum 6554

UN-Drogenpolitik – Handlungsspielräume und Reformbedarf

Vom 16. bis 17. April 2003 findet in Wien die internationale UN-Drogenkonferenz statt. Dort wird eine Zwischenbilanz des UN-Aktionsplans gezogen. Dieser wurde auf einer Sondergeneralversammlung der UNO 1998 mit einer Laufzeit von 10 Jahren beschlossen. Ziel des Planes ist, das Angebot illegaler Drogen entweder zu beenden oder deutlich zu verringern. Aktuelle Daten belegen, dass dieses Ziel bislang nicht erreicht wurde. Im Gegenteil: sowohl die Produktion von Cannabis, Kokain, Mohn und synthetischen Drogen als auch die Zahl der KonsumentInnen illegaler Drogen steigt. Wir möchten während dieses öffentlichen Fachgesprächs:
  • informieren über internationale Verträge und die Arbeit der drogenpolitischen Organisationen der UN und der EU
  • unterrichten über niederländische Erfahrungen und deren Konflikte mit den internationalen Drogenverträgen
  • diskutieren, ob die Strategie der UN verändert werden muss und wo Ansatzpunkte für Reformen bestehen
  • ausloten, wo die internationalen Drogenverträge Spielräume für die deutsche Drogenpolitik lassen
  • überprüfen, ob Ansätze der britischen Drogenpolitik auf die hiesige Situation übertragbar sind
  • beleuchten, welche entwicklungspolitischen Ansätze die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in der Drogenpolitik verfolgt
Programm:
14:00 – 14:15 Uhr Begrüßung und Einleitung
Biggi Bender MdB, Gesundheits- und drogenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
14:15 – 14:30 Uhr Internationale Drogenverträge – Erfahrungen, Konflikte, Reformbedarf aus politischer Sicht
Jan van der Tas, Botschafter der Niederlande in Deutschland a.D.
14:30 –14:45 Uhr Internationale Drogenverträge – welcher rechtliche Spielraum bleibt der Bundesrepublik Deutschland?
Prof. Dr. jur. Lorenz Böllinger, Universität Bremen
14:45 – 15 30 Uhr Fragen zu den Vorträgen und Diskussion im Plenum
15:30 – 15:45 Uhr Kaffeepause
15:45 – 16:00 Uhr Reformen in der britischen Drogenpolitik – Vorbild für Deutschland?
Dr. Axel Klein, Leiter der wissenschaftlichen Abteilung von DrugScope, Britischer Delegierter bei der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle in Lisabon
16:00 – 16:15 Uhr Fragen zum Vortrag und Diskussion im Plenum
16:15 – 16:30 Uhr Drogenpolitische Ansätze in Entwicklungsländern – Positionen und Projekte
Susanne Schardt, Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Aktionsprogramm Drogen und Entwicklung
16:30 – 16:45 Uhr Fragen zum Vortrag und Diskussion im Plenum
16:45 – 17:00 Uhr Schlussworte, Biggi Bender, MdB

UN-Drogengipfel in Wien im April
http://www.cannabislegal.de/international/un-wien2003.htm


3. EU-Veranstaltung zur UN-Drogenpolitik

Am Dienstag, 04.03.2003, fand in Brüssel im Europäischen Parlament eine Anhörung zur UN-Drogenpolitik statt:
Einführende Bemerkungen von Chris Davies, Mitglied des Europäischen Parlamentes (Liberaldemokratische Partei, Grossbritannien) und Jan van der Tas (ehemaliger Holländischer Botschafter für Deutschland, Netherlands Drug Policy Foundation)

Einführung in das Thema von Franco Corleone (ehemaliger stellvertretender italientischer Justizminister) und Benjamin Mancroft (House of Lords, Konservative Partei, Großbritannien)

Expertenvorträge zu den Schäden der Prohibition von Anne Coppel (Association for Harm Reduction, Frankreich), Lorenz Böllinger (Universität Bremen, Deutschland), Manuela Carmena Castrillo (Strafrichterin, Spanien) und Francis Caballero (Bewegung für kontrollierte Legalisation, Frankreich)

Expertenvorträge zu Erfahrungen in Europa mit alternativen Strategien die nicht auf Prohibition basieren, von Peter Neuenschwander (Universität Zürich, Schweiz) und Frederick Polak (Städtischer Gesundheitsdienst von Amsterdam, Niederlande)

Expertenvorträge zur Geschichte der UN-Konventionen und welche praktischen Schritte Europa beim CND-Treffen in Wien zu ihrer Überarbeitung unternehmen könnte, von Martin Jelsma (Transnational Institute, Niederlande) und David Bewley-Taylor (University of Wales, Swansea, Großbritannien).

Schlußrede von Andria Efthimiou-Mordaunt (John Mordaunt Trust, Großbritannien) und Jean-Pierre Galland (Collectif d' Information et de Récherche Cannabique, Frankreich).

Der Oberhausabgeordnete Benjamin Mancroft von der Konservativen Partei Großbritanniens sagte auf der Veranstaltung:

Der Staat soll keineswegs den Konsum von illegalen Drogen gutheißen. Der Staat muss aber den Markt regulieren, nur so schwinden die Aussichten der Kriminellen auf ihre gigantischen Schwarzmarkt-Profite, der folglich zusammenbrechen würde. Der beste Weg, die Nachfrage nach Drogen zu limitieren, sind Kontrolle, Aufklärung und Behandlung.

Das Problem ist die Nachfrage [Weser-Kurier, 05.03.2003]
http://www.weser-kurier.de/politik/fs_wk_politik.html?id=140732

Öffentliches Hearing über Europas Rolle bei der Reform der Drogenpolitik
http://www.edprc.org/index.php?Art=international&Lan=german

UN-Halbzeitsberichtskonferenz in Wien, April 2003
http://www.cannabislegal.de/international/un-wien2003.htm


4. INCB: Anbauländer verdienen 1 Milliarde Euro

Der am 25.02. vorgestellte Drogenbericht des UN Drogenkontrollrats (INCB) schätzt, dass nur wenig mehr als 1 Prozent des Strassenverkaufswerts von Kokain und Heroin die Landbevökerung in der Erzeugerländern erreicht, die das Ausgangsmaterial dafür anbaut. Der Drogenkontrollrat stellt den geringen Prozentsatz, der bei den Bauern landet, als Chance dar, sie zur Einstellung des Anbaus zu bewegen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall - gerade weil der Prozentsatz so gering ist, ist diese Strategie zum Scheitern verurteilt.

Der Bericht beziffert die Einnahmen von Bauern in Drogenanbauländern aus dem Verkauf von Opium und Koka auf 1,1 Milliarden Dollar (1 Milliarde Euro). Er stützt sich dabei auf eine Schätzung der UN-Behörde UNDCP (Global Illicit Drug Trends 2002, Seite 64), die den Umsatz bei Opium auf 398 Millionen Dollar und bei Koka auf 713 Millionen Dollar schätzt. Der INCB-Bericht geht von Kokainumsätzen von 32 Milliarden Dollar und Heroinumsätzen von 48 Milliarden Dollar in den USA und Westeuropa aus, eine Summe von 80 Milliarden Dollar (74 Milliarden Euro) die er als "vorsichtig geschätzt" einstuft. Wegen des relativ geringen Anteils der Anbauländer an den Einnahmen stellt der Bericht ihre Ersetzung bei einer Beendigung des Anbaus als relativ einfaches Problem dar:

Das gesamte Einkommen von Landwirten aus illegaler Koka- und Opium-Herstellung machte nur 2 Prozent der weltweiten Entwicklungshilfe aus (53,7 Milliarden Dollar). Der Schluss, der aus dieser Analyse gezogen werden kann, ist dass eine Erhöhung der weltweiten Entwicklungshilfe um 2 Prozent, auf jene Gebiete gerichtet, wo illegale Produkte angebaut werden, den Verlust von Landwirten ausgleichen könnte, die auf den Anbau legaler Produkte umsteigen.

Nehmen wir an, die INCB-Zahlen seien realistisch. Nehmen wir weiterhin an, Subventionen für alternative Entwicklungen versickern nicht wie bisher in einem korrupten Staatsapparat oder werden mit wirtschaftlich aussichtslosen Investitionen in den Sand gesetzt: Eine weltweite Reduktion der Anbaufläche würde direkt jene restlichen 73 Milliarden Euro an illegalen Einnahmen ausserhalb des Anbaus bedrohen. Marktgesetze würden dann dazu führen, dass die Händler höhere Rohstoffpreise zahlen, so dass legale Produkte wieder nicht mehr konkurrieren können. Nehmen wir an, bei einer Verdreifachung der Abnehmerpreise würden wieder genügend Bauern Koka oder Mohn anbauen, um die illegale Nachfrage zu decken. Dazu müßten lediglich die Endkundenpreise von 74 auf 76 Milliarden Euro steigen oder die Gewinnspanne der Händler von 73 auf 71 Milliarden fallen. Ein solcher Endkundenpreisanstieg bzw. Gewinnausfall um ganze 2,7 Prozent würde eine 200%ige Einnahmesteigerung der Bauern finanzieren.

Bereits heute können legale Produkte in den abgelegenen Anbaugebieten mit illegalen Produkten nicht konkurrieren. Ein Hektar Schlafmohn bringt afghanischen Bauern soviel Geld wie 38 Hektar Weizen. Und während Mohn wie Koka als anspruchlos gilt, bräuchte Weizen Bewässerungsanlagen, um trotz Dürre zu gedeihen.

Das vom Drogenkontrollrat überwachte System sichert den Schwarzhändlern enorme Gewinnspannen, die ihnen den Spielraum geben, auf staatliche Maßnahmen zu reagieren. Eine Kombination von Repression und Subvention kann bestenfalls den illegalen Anbau in andere Regionen oder Länder verschieben (z.B. von Bolivien nach Kolumbien, von Thailand nach Myanmar) aber es kann ihn nicht beenden solange es eine ungedeckte Nachfrage gibt.

Die gleichen wirtschaftlichen Regeln gelten auch bei Cannabis. Der amerikanische und europäische Cannabisanbauboom der letzten 20 Jahre war eine direkte Folge der Bekämpfung des Cannabisanbaus und Schmuggels in Mexiko, Jamaika und Kolumbien in den 70er und 80er Jahren. Bei Cannabis sind zwar die Gewinnspannen geringer, dafür sind aber die Erträge pro Fläche so hoch, dass aufgrund der Schwarzmarktpreise sogar der Anbau in einer Wohnung oder einem Lagerhaus unter Lampen rentabel wird.

Dass es dem Drogenkontrollrat schwer fällt, diese Zusammenhänge zu verstehen, ist nicht verwunderlich. Der amerikanische Sozialkritiker Upton Sinclair schrieb einmal: "Es ist schwierig einen Menschen dazu zu bringen, eine Sache zu verstehen, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er sie nicht versteht."

Von Drogen-Geldern profitieren vor allem reiche Länder [news.ch, 26.02.2002]
http://www.news.ch/detail.asp?ID=132792

"Drogenproblem muss gelöst werden" [ORF, 26.02.2002]
http://orf.at/030225-59907/index.html?url=http://orf.at/030225-59907/59909txt_story.html

Global Illicit Drug Trends 2002 [ODCCP]
http://www.odccp.org/odccp/global_illicit_drug_trends.html

INCB-Jahresbericht 2002 erschienen [CLN#99, 28.02.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln099.htm#1


5. Tabak-Abkommen mit Hindernissen

Vertreter von 170 Ländern haben am Samstag in Genf einen Entwurf für ein internationales Abkommen zur Tabakkontrolle beschlossen. Es entstand unter Federführung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Vorgesehen sind Massnahmen zur Information von Konsumenten, zum Schutz von Nichtrauchern und zur Bekämpfung des Zigarettenschmuggels.

Die Forderung nach einem Werbeverbot für Tabakprodukte scheiterte am Widerstand der USA und Deutschlands, das als einziges EU-Land dagegen war. Im Vorfeld des Beschlusses hatten die Amerikanische Krebsgesellschaft (American Cancer Society) und der Amerikanische Herzverband (American Heart Association) die eigene Regierung aufgefordert, ihre Delegation aus den Verhandlungen zurückzuziehen, weil sie dort gegen ein Werbeverbot auftrat. Auch die Vertreter Japans und Chinas waren gegen Teile des Vertragsentwurfs. In Japan ist nicht das Gesundheits-, sondern das Finanzministerium für Tabak zuständig und das ist Hauptaktionär des größten Tabakkonzerns des Landes. Der Entwurf würde u.a Bezeichnungen wie "Mild" und "Light" verbieten, was die meistverkaufte Zigarettenmarke von Japan Tobacco, "Mild Seven" trifft. Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), rief die Bundesregierung am 05.03. dazu auf, ihren Widerstand gegen ein Verbot der Tabakwerbung aufzugeben.

Dass die genannten Regierungen gegen Toleranz für Cannabiskonsumenten aber gleichzeitig gegen Einschränkungen beim Tabakhandel sind, wird nicht gerade zu ihrer Glaubwürdigkeit beitragen. Ein Expertenbericht für die WHO kam im Jahre 1995 zu dem Schluss, "dass es gute Gründe gibt, zu sagen, dass es unwahrscheinlich wäre, dass Cannabis ein ernsthafter Rivale für die Gesundheitsrisiken von Alkohol und Tabak wäre, sogar wenn soviele Leute Cannabis gebrauchen würden als jetzt Alkohol trinken oder Tabak rauchen."

Laut WHO starben voriges Jahr 4,9 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, davon etwa 100.000 in Deutschland. 1,2 Millionen Fälle von Lungenkrebs gehen vorwiegend auf das Rauchen zurück. Tabak ist damit unter allen legalen und illegalen Drogen mit Abstand für die meisten Todesfälle verantwortlich. Der Entwurf muss im Mai noch bei der WHO-Jahreskonferenz angenommen werden, bevor die "Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle" von einzelnen Ländern ratifiziert werden kann.

Achse des Tabakkonsums [n-tv, 01.03.2003]
http://www.n-tv.de/3104162.html

Abkommen gegen Tabakkonsum beschlossen [ORF, 01.03.2003]
http://orf.at/ticker/105039.html

Hoppe kritisiert erneut Haltung der Bundesregierung zur Tabakwerbung:
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=11912

EU verbietet Tabakwerbung [CLN#88, 06.12.2002]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln088.htm#2

EU: Tabakwerbeverbot und Cannabismindeststrafen [CLN#87, 29.11.2002]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln087.htm#2


6. Legalisierungsdebatte in Schottland

Tommmy Sheridan, ein Abgeordneter des schottischen Parlaments aus Glasgow, hat sich für die Legalisierung von Cannabis und ein Verbot von Alkoholwerbung ausgesprochen. Sheridan sagte, der Schritt würde den staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) und die Polizei entlasten und Mittel für Drogenrehabilitierung freisetzen.

Mit seiner Forderung stiess er auf Widerstand des Schottischen Whisky-Verbands (Scottish Whisky Association), dessen Sprecher Michael Matheson auf 10.000 Arbeitsplätze verwies, die von Schnaps abhingen.

Der britische Innenminister Blunkett plant, diesen Sommer Cannabis von Kategorie B in die weniger strenge Kategorie C des britischen Drogengesetzes umzustufen. Sheridan begrüßte diesen Schritt, sagte aber, er ginge nicht weit genug. Cannabis sei nicht schädlicher als Alkohol und Tabak, deren Gebraucher nicht kriminalisiert würden. Laut "Action on Smoking and Health" sterben jährlich in Großbritannien etwa 24.000 Menschen an Emphysemen und chronischer Bronchitis (zusammengefasst als COPD bezeichnet), in den meisten Fällen als Folge von Tabakrauch. Jährlich 284.000 Patienten werden wegen tabakbedingter Erkrankungen in ein Krankenhaus eingewiesen.

Die schottische Zeitung "The Herald" (Glasgow) verweist in ihrem Artikel zur Cannabisdebatte auf einen "neuen Bericht", wonach "eine wachsende Zahl von jungen schottischen Cannabisgebrauchern" unter einer Krankheit namens "verschwindende Lunge-Syndrom" litten. Das Blatt hatte zwei Tage vorher ausführlicher darüber geschrieben. Wir gingen der Sache nach und fanden einen bei Drogenartikeln leider gar nicht seltenen schlampigen Umgang mit den Fakten. Tatsächlich bezieht sich der "Herald" auf keinen "neuen" sondern bereits vor drei Jahren veröffentlichten Artikel, der schon damals durch die Medien ging: In der Aprilausgabe 2000 der medizinischen Fachzeitschrift "Torax" hatten Ärzte über Fälle von Lungenerkrankungen berichtet. Die "wachsende Zahl von jungen schottischen Cannabisgebrauchern" mit der Krankheit entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vier Patienten in der englischen Stadt Bristol, der jüngste von ihnen 27 Jahre alt, die anderen drei 35, 44 und 46 Jahre. Alle vier rauchten neben Cannabis auch Tabak. D
er jüngste von ihnen hatte 15 "Schachteljahre" geraucht, d.h. soviele Zigaretten wie im Schnitt bei einer Schachtel pro Tag über 15 Jahre, und arbeitete dazu noch als Tester für Dieselmotoren.

Während chronische Bronchitis bei starken Cannabisrauchern häufiger auftritt als bei Nichtrauchern, gibt es bisher keinen epidemologischen Nachweis für einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Emphysemen. Eine Langzeitstudie von Prof. Donald Tashkin (UCLA) an 243 Cannabisgebrauchern fand bei den Nichtkonsumenten von Tabak unter ihnen keine stärkere Abnahme der Lungenfunktion mit dem Alter als bei einer Vergleichsgruppe von Nichtrauchern. Bei Personen die sowohl Cannabis als auch Tabak rauchten war die Abnahme der Lungenfunktion geringer als bei reinen Tabakrauchern (siehe American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 155:141-148 ).

Sheridan Urges Legalisation of Cannabis [Herald (Glasgow, UK), 28.02.2003]
http://www.mapinc.org/drugnews/v03/n333/a03.html

Large lung bullae in marijuana smokers [Thorax (UK), April 2000]
http://thorax.bmjjournals.com/cgi/content/full/55/4/340

Cannabis 'more harmful than tobacco' [BBC (UK), 21.03.2000]
http://news.bbc.co.uk/1/hi/health/684328.stm

Heavy habitual marijuana smoking does not cause an accelerated decline in FEV1 with age [Am J Respir Crit Care, 1997]
http://www.drugtext.org/library/research/cannabis/respiration/Tashkin%20et.al%2097%20Heavy%20Habitual%20Use_%20JRespCritCareMed.pdf

Cannabis in Großbritannien
http://www.cannabislegal.de/international/uk.htm


7. Pressekonferenz in München zu Cannabismedizin

Am Donnerstag, 06.03. um 9:30 fand in der Pharmakologie-Abteilung des Deutschen Museums in München eine Pressekonferenz zum Thema "Cannabis als Medizin - halb fertig, halb legal, voll teuer?" statt. Daran nahmen teil:

* Dr. Robert Haag, Chefarzt der Schmerzambulanz, Krankenhaus Schleusingen
* Walter Luft, Leiter der Marktapotheke Hildburghausen
* Holger Rönitz, Geschäftsführer der Firma THC Pharm, Frankfurt

Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Ellen Norten vom Bayerischen Rundfunk. Eine dpa-Meldung dazu wurde von zahlreichen Zeitungen übernommen:

München (dpa) - Vorbehalte gegen Cannabis verhindern nach Ansicht von Schmerzexperten in vielen Fällen eine wirksame Behandlung von Patienten. «Cannabis ist ein Medikament, das sehr wirksam zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden kann», sagte der Chefarzt der Schmerzambulanz im thüringischen Schleusingen,Robert Haag, am Donnerstag auf einer Veranstaltung in München. Ähnlich wie bei den Opiaten werde es allerdings vermutlich noch einige Jahre dauern, bis seine Kollegen ihre Vorurteile gegenüber dem Mittel ablegten.

Cannabis habe ein breites Einsatzspektrum, geringe Nebenwirkungen und eine sehr gute Verträglichkeit, sagte Haag. Nach Angaben des Apothekers und Cannabis-Experten Walter Luft aus Hildburghausen (Thüringen) kann es unter Umständen beispielsweise bei Spastiken (Muskelkrämpfen), Multipler Sklerose, nach Schlaganfällen sowie bei Nerven- und Amputationsschmerzen helfen. Die negativen Nebenwirkungen des auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Cannabis wie Rausch- und Angstzustände könnten bei einer richtigen Dosierung vermieden werden.

«Viele können einfach den Weg von der Droge Cannabis zu einem Heilmittel nicht nachvollziehen», sagte Luft. Dabei habe der Stoff, der seit 4000 Jahren genutzt werde, nur eine geringe Suchtwirkung. Ein weiteres Problem sei, dass sich zahlreiche gesetzliche Krankenkassen gegen eine Kostenerstattung der Canabis-Medikamente sperrten. Hier wäre nach Ansicht Lufts eine Unterstützung durch den Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen sinnvoll. «Das ist notwendig, damit das Mittel aus seinem Negativ-Touch herauskommt.»

Experten: Vorurteile gegen Cannabis verhindern wirksame Behandlung [Westdeutsche Zeitung, 06.03.2003]
http://www.pipeline.de/cgi-bin/pipeline.fcg?...&artikel=106841857

Cannabis ist gut gegen Schmerzen [sz-online (Sachsen), 06.03.2003]
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=456701

Cannabis als Medizin
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/medizin.htm


8. Thailand: 1.140 Tote, Regierung verhängt Maulkorb

Seit Anfang Februar sind bei der Antidrogenkampagne der thailändischen Regierung mindestens 1.140 Menschen ums Leben gekommen. Das war der Zwischenstand am 26. Februar. Nun will das Innenministerium bis zum Ende der Kampagne am 30. April keine weiteren Zahlen mehr veröffentlichen. Die Regierung behauptet, die meisten Opfer seien von Drogenhändlern ermordet worden. Der Maulkorberlass wird nur jene bestärken, die hinter den Blutbädern ausserhalb des Gesetzes operierende Polizeikräfte vermuten.

Innenminister Wan Muhamed Nor Matha drohte vor wenigen Tagen, Drogenhändler "könnten spurlos verschwinden." Er hatte versprochen, zurückzutreten, wenn er Thailand nicht bis zum 1. Mai von Drogen befreit hätte. Die Einstellung der Öffentlichkeit zur Antidrogenkampagne ist paradox. Laut einer Umfrage im Auftrag der Zeitung "Bangkok Post" befürworten rund 90% der Bevölkerung die Kampagne, aber 70% befürchten, selbst von der Polizei getötet zu werden. Der neunjährige Chakkapan Srisard wurde von der Polizei erschossen, als seine Mutter floh, nachdem die Beamten seinen Vater verhaftet hatten. Auch eine im achten Monat Schwangere und ein einmonatiges Baby gehören zu den Opfern der staatlichen Gewalt.

Death-toll tally updates banned [Bangkok Post (TH), 01.03.2003]
http://www.bangkokpost.com/010303_News/01Mar2003_news06.html

Families live in terror as `suspects' die [Bangkok Post (TH), 01.03.2003]
http://www.bangkokpost.com/010303_News/01Mar2003_news07.html

In Thailand, Clamor for Investigation Grows as Killings of Drug Suspects Continue [WOL#276, 28.02.2003]
http://www.drcnet.org/wol/276.html#thailandclamor

50 Thais 'Wrongly Targeted' In Anti-Drug Blitz [Straits Times (SG), 27.02.2003]
http://www.mapinc.org/drugnews/v03/n311/a02.html

"Drogenkrieg" in Thailand [CLN#98, 21.02.2003]
http://www.cannabislegal.de/cln/cln098.htm#5

Drogen in Thailand
http://www.cannabislegal.de/international/th.htm


9. Aktiv in Frankfurt und Braunschweig

In Frankfurt wurde am 06.03. eine Gruppe von Hanfaktivisten gegründet. Am 31.03. will die Gruppe durch einen Infostand mit Flugblättern bei einem Hans Söllner-Konzert informieren und um Interessenten werben. Im April ist ein Infoabend zur UN-Drogenkonferenz in Wien geplant. Im Sommer will die Gruppe ein Konzert organisieren, am 23.08. dann eine Busfahrt nach Berlin zur Hanfparade. Interessenten koennen sich hier melden:

Email: hanfaktiv@sokratis.de
Telefon: 0160-4471268
ICQ# 175055178

In Braunschweig wird wahrscheinlich am 03.05.2003 ein Infotisch zu Cannabis stattfinden. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann sich melden:

samadhideluxe@t-online.de


10. Termine zu Cannabis und Drogenpolitik:

19.03.2003 Berlin: Fachgespräch zu UN-Verträgen
08.04.2003-18.04.2003 Wien: UN Drogen-Konferenz
30.04.2003 Hamburg: Hanffest
03.05.2003 Weltweit: Million Marijuana March
06.05.2003-07.05.2003 Bern: BetMG im Nationalrat
31.05.2003 Weltweit: Nichtrauchertag
26.06.2003 Weltweit: Anti-Drogen-Tag der UN
23.08.2003 Berlin: Hanfparade
12.09.2003-14.09.2003 Castrop-Rauxel: 8. internationale CannaBusiness

Unsere Ankündigungen sowie Links finden Sie bei unseren Terminen:
http://www.cannabislegal.de/aktionen/kalender.htm

Wissen Sie von Veranstaltungen? Schreiben Sie uns!
info@cannabislegal.de


Mit freundlichen Grüßen

Joe Wein

http://www.cannabislegal.de


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