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Presseerklärung, offener Brief des BND an den Thailändischen Botschafter (Bundesnetwerk Drogenpolitik, 12.06.2003)
Bundesnetzwerk Drogenpolitik (BND)
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Pressemitteilung 12.06.03
Presseerklärung, offener Brief des BND an den Thailändischen Botschafter
Sehr geehrter Herr Botschafter S. E. Herr Surapong Yayanama!
[Anmerkung von cannabislegal.de: Herr Surapong Yayanama wurde am 28.03. durch Frau Cholchineepan Chiranond abgelöst. Der Irrtum in der Anrede ist dem BN Drogenpolitik wahrscheinlich deshalb unterlaufen, weil die neue Botschafterin auf der Website der Botschaft noch nicht erwähnt wird.]
Seitdem die Thailändische Regierung am 1. Februar den Krieg auf Drogen
erklärt hat, haben über 3000 Thailänder ihr Leben gelassen. Sie wurden
hinterhältig von der Polizei erschossen ohne eine Gerichtsverhandlung zu
bekommen. Es ist traurig für uns zu erfahren, das in einem wegen seiner
buddhistischen Religion als friedlich angesehenem Land, was gerade aus
diesem Grund für viele Deutsche als Urlaubsziel so anziehend war,
bürgerkriegsartige Zustände herrschen. Auch die Einschränkung der
Pressefreiheit (es darf nicht mehr von "killings" gesprochen werden,
sondern es soll heißen "they expire") ist ein großes Problem. Wir
glauben, das dies der falsche Weg ist, um mit Drogenproblemen umzugehen.
Menschen, die mit Drogenkonsum Probleme haben, brauchen Hilfe und nicht
Strafe. Der Staat hat die Aufgabe, die Menschen darüber aufzuklären,
wann Drogengebrauch als problematisch anzusehen ist, und was man gegen
problematischen Konsum unternehmen kann.
Das Erschießen von Amphetaminhändlern ist keine Lösung! Es ist eine
einfache marktwirtschaftliche Gleichung, das verknappte Ware besonders
teuer ist und dies den Handel damit nur attraktiver macht, da die
Gewinnspannen um so höher sind. Dadurch entstehen mafiöse Strukturen,
die sich mit Gewalt ihre Gewinne aus dem Drogenhandel holen. Zudem
fördert Repression den problematischen Drogenkonsum, zum Beispiel
"needle sharing", d.h. gemeinsamer Spritzbesteckgebrauch, und dies führt
zur Verbreitung von Krankheiten wie AIDS und Hepatitis. Wir fordern die
Thailändische Regierung dazu auf, mit Organisationen wie The Thai Drug
User Network zusammenzuarbeiten und auf die Ergebnisse der Konferenz
über Harm Reduction in Chiang Mai, die im April 2003 in Thailand
stattfand, zu hören,
Silke Kolwitz
Sprecherin des Bundesnetzwerks Drogenpolitik bei Bündnis 90/Die Grünen
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