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Presseerklärung, offener Brief des BND an den Thailändischen Botschafter (Bundesnetwerk Drogenpolitik, 12.06.2003)

Bundesnetzwerk Drogenpolitik (BND)
bei Bündnis 90/Die Grünen

Lettestr. 3
10437 Berlin

Tel: (030)-44 71 69 04
Fax: (030)-44 71 69 05
Email: bnd-buero@jpberlin.de

Pressemitteilung 12.06.03

Presseerklärung, offener Brief des BND an den Thailändischen Botschafter

Sehr geehrter Herr Botschafter S. E. Herr Surapong Yayanama!
[Anmerkung von cannabislegal.de: Herr Surapong Yayanama wurde am 28.03. durch Frau Cholchineepan Chiranond abgelöst. Der Irrtum in der Anrede ist dem BN Drogenpolitik wahrscheinlich deshalb unterlaufen, weil die neue Botschafterin auf der Website der Botschaft noch nicht erwähnt wird.]

Seitdem die Thailändische Regierung am 1. Februar den Krieg auf Drogen erklärt hat, haben über 3000 Thailänder ihr Leben gelassen. Sie wurden hinterhältig von der Polizei erschossen ohne eine Gerichtsverhandlung zu bekommen. Es ist traurig für uns zu erfahren, das in einem wegen seiner buddhistischen Religion als friedlich angesehenem Land, was gerade aus diesem Grund für viele Deutsche als Urlaubsziel so anziehend war, bürgerkriegsartige Zustände herrschen. Auch die Einschränkung der Pressefreiheit (es darf nicht mehr von "killings" gesprochen werden, sondern es soll heißen "they expire") ist ein großes Problem. Wir glauben, das dies der falsche Weg ist, um mit Drogenproblemen umzugehen. Menschen, die mit Drogenkonsum Probleme haben, brauchen Hilfe und nicht Strafe. Der Staat hat die Aufgabe, die Menschen darüber aufzuklären, wann Drogengebrauch als problematisch anzusehen ist, und was man gegen problematischen Konsum unternehmen kann.
Das Erschießen von Amphetaminhändlern ist keine Lösung! Es ist eine einfache marktwirtschaftliche Gleichung, das verknappte Ware besonders teuer ist und dies den Handel damit nur attraktiver macht, da die Gewinnspannen um so höher sind. Dadurch entstehen mafiöse Strukturen, die sich mit Gewalt ihre Gewinne aus dem Drogenhandel holen. Zudem fördert Repression den problematischen Drogenkonsum, zum Beispiel "needle sharing", d.h. gemeinsamer Spritzbesteckgebrauch, und dies führt zur Verbreitung von Krankheiten wie AIDS und Hepatitis. Wir fordern die Thailändische Regierung dazu auf, mit Organisationen wie The Thai Drug User Network zusammenzuarbeiten und auf die Ergebnisse der Konferenz über Harm Reduction in Chiang Mai, die im April 2003 in Thailand stattfand, zu hören,

Silke Kolwitz
Sprecherin des Bundesnetzwerks Drogenpolitik bei Bündnis 90/Die Grünen