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Cannabis und Psychosen, Zur Studie von Andreasson et al. (1987)

Beitrag von Dr. med. Franjo Grotenhermen (ACMED) im Forum des Deutschen Ärzteblatts am 15.04.01

Herr Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Psych. D. Caspari führt in seinem Widerspruch zu den Ausführungen von Nedelmann an: "Nach den Untersuchungen von Andreasson et al. (1987) stieg das Risiko für Cannabiskonsumenten, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken, mit der Häufigkeit des Konsums auf das bis zu Sechsfache des Risikos in der Vergleichsgruppe."

Dazu ist zu sagen, dass es wissenschaftlich unredlich ist, in diesem Zusammenhang allein mit univariaten Zusammenhänge zu argumentieren. Eine solche Vorgehensweise muss bei der ursächlichen Betrachtung von Psychosen scheitern. Bei näherer Analyse der Studie von Andreasson et al. relativiert sich die Aussage von Caspari und erweist sich als tendenziös (vgl. Grotenhermen und Gorter 1997).

Andreasson et al. (1987) werteten Daten einer langzeitigen prospektiven Studie mit 45.570 Wehrpflichtigen aus. Sie fanden eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Intensität des Cannabiskonsums zum Zeitpunkt der Musterung und der Entwicklung einer Schizophrenie in den folgenden 15 Jahren. 752 der Probanden waren als starke Cannabiskonsumenten eingestuft worden mit einem sechfach erhöhten relativen Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie. Nach Berücksichtigung weiterer möglicher Einflußfaktoren in einem hierarchisch loglinearen Modell blieb ein statistisch grenzwertig signifikanter Einfluß des Cannabiskonsums bestehen (Relatives Risiko: 2,3; Konfidenzintervall: 1,0-5,3). Das Konfidenzintervall zeigt, dass die Studie nur knapp überhaupt einen signifikanten Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Psychosen nachweisen konnte. Den stärksten Einfluß auf die Psychose-Wahrscheinlichkeit hatten bei Andreasson et al. eine psychiatrische Diagnose (z. B. Neurose) bei der Musterung, gefolgt von geschiedenen Eltern.

Kritiker halten der Arbeitsgruppe um Andreasson vor, cannabisinduzierte toxische Psychosen möglicherweise zum Teil als schizophrene Psychosen fehldiagnostiziert zu haben (Johnson et al. 1988, Negrete 1989). Zudem sei die höhere Schizophrenie-Rate bei Cannabiskonsum möglicherweise auf den Konsum anderer illegaler Drogen zurückzuführen, dies vor allem vor dem Hintergrund, dass Amphetamine die wichtigsten illegalen Drogen in Schweden während des Untersuchungszeitraums waren. Andreasson und Kollegen hätten zudem nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass ein starker Cannabiskonsum zum Zeitpunkt der Musterung ein Symptom einer beginnenden Schizophrenie gewesen sein könne und nicht dessen Auslöser.

Die Häufigkeit der Schizophrenien und insbesondere der Early-Onset-Schizophrenien ging zurück, als die Häufigkeit des Cannabiskonsums unter Jugendlichen in Westeuropa und Nordamerika deutlich zunahm (Der et al. 1990). Daher bezweifeln viele Autoren, dass Cannabis ein wichtiger Faktor für das Auftreten schizophrener Psychosen ist (Hall et al. 1994).

Dr. med. Franjo Grotenhermen
nova-Institut GmbH
Goldenbergstrasse 2
D-50354 Huerth

Literatur:
1. Andreasson S, Allebeck P, Engstrom A, Rydberg U: Cannabis and schizophrenia. A longitudinal study of Swedish conscripts. Lancet 1987;2:1483-1486.
2. Der G, Gupta S, Murray RM. Is schizophrenia disappearing? Lancet 1990;1:513-516.
3. Grotenhermen F, Gorter R. Cannabis und Psychosen. Der Merkurstab 1997;50(4):231-237.
4. Hall W, Solowij N, Lemon J. The Health and Psychological Consequences of Cannabis Use. National Drug Strategy Monograph Series No. 25. Canberra: Australian Government Publishing Service, 1994.
5. Johnson BA, Smith BL, Taylor P. Cannabis and schizophrenia. Lancet 1988;1(8585):592-593.
6. Negrete JC. What's happened to the cannabis debate? Br J Addict 1988:83(4):359-372.